August 2013 – Ein Bericht von Christine Rottland


Liebe Mitglieder des Vereins Asante e.V., liebe Pateneltern unserer Schulkinder an Kindergärten, Grundschulen, Berufsfachschulen, Gymnasien, liebe Freunde alle,

ich kann für wenige Tage aufatmen. Drei volle Wochen bin ich nun wieder in Tiwi und konnte und durfte vom ersten Tag an eintauchen in die Geschehnisse in und um Kristina Academy.
Die gute Nachricht: es lief auch ohne mich sehr gut, denn Mark Bowen hatte übernommen, in seiner unvergleichlichen Art, die von allen geschätzt wird. Keine seiner Entscheidungen war von mir zu korrigieren, es sind Glücksmomente im Leben, von denen ich viele habe.

KRISTINA ACADEMY
Kristina Academy läuft hervorragend, man kann es nicht anders beschreiben. Ich hatte noch vor Abflug nach Deutschland drei Lehrerinnen interviewt und diese arbeiteten auch seit Anfang Mai an der Schule. Die Kündigung unserer langjährigen Kindergärtnerin Christine wurde nicht mal bemerkt, im Gegenteil, ich erlebe die Kinder der 1. Klasse, der Christine vorstand, frei und endlich mutig.
Lernen Sie unser Lehrerkollegium kennen, in Tiwi, auf dem Foto:

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DER GROSSE ERFOLG: TEILNAHME AM NATIONAL FESTIVAL IN NAKURU

Rechts im obigen Bild sehen Sie Jacinta, die neue Lehrerin der Klasse 3. Kniend, die zweite von links, ist die Kindergärtnerin Vivian. Beide Lehrerinnen taten sich zusammen und haben sich den Theater- und Musikausscheidungen für das kenianische National Festival in Nakuru unterworfen. Hier führen Grund- und Sekundarschulen aus dem ganzen Lande Chordarbietungen, Theater-stücke, Gedichtvorträge in der Gruppe und individuell vor.
Erst mussten einige Gruppen, die von Jacinta und Vivian ausgewählt wurden, in der Kreisstadt Matuga zusammen mit anderen Schulen des Kreises ihr Können zeigen. Wir gewannen in zwei von vier Ausscheidungen. Die nächste Ebene war nun der Bezirk Südküste: Wir gewannen mit diesen beiden Gruppen erneut. Dann ging es zur Entscheidung und Ausscheidung Kwale District: Hier wurden wir zweiter und dritter und man mag es nicht glauben, unsere Waisenkinder durften zur Ausscheidung Provinz Mombasa. Und hier schied leider unsere begabteste Kleine aus dem Kindergarten 2, Amina, aus. Sie hatte ein Gedicht vorgetragen, und wurde „nur“ Vierte. Von mehr als über 50 Schulen. Es ist ein Traumerfolg für Amina, aber sie ist unglücklich darüber.
Und dann geschah das Wunder: 11 Kinder aus dem Kindergarten 2, der Vorschulklasse, wurden Drittbeste. Sie erreichten damit die Teilnahme am National Festival, ab 5.8. in Nakuru!
Heute, am Sonntag, 4.8., morgens um 04.00 Uhr fuhr unser neuer und wunderschöner Kristina Academy Bus mit 2 Fahrern, den 11 TeilnehmerInnen und Teilnehmern aus KG 2, und einigen anderen Kindern die die Teilnahme nur knapp verpasst hatten, unter Begleitung von 6 Lehrkräften nach Nakuru. Das sind mit Bus und Tempo 80 gute 12 Stunden Fahrt.
Wir sind alle auf dem Schulgelände in unwahrscheinlicher Erfolgsstimmung. Wir können in Nakuru nicht gewinnen, der Gewinn ist, dass unsere Waisenkinder so etwas erleben können. Sie kommen raus aus Tiwi, immer häufiger, immer weiter – die Veränderungen, die solche Erfahrungen mit sich bringen sind zwangsläufig.

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Wir haben geprobt. In wunderschön eleganten Kleidchen und Anzügen haben die strahlenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer probeweise in ihren Roben (von beiden verantwortlichen Lehrerinnen ausgesucht) den Bus bestiegen.

EIN WEITERER HÖHEPUNKT FÜR UNSERE KRISTNA ACADEMY KINDER
Seit Beginn des Jahres arbeitet der kenianische Künstler John Savalla (auf dem ersten Foto hintere Reihe, 2. von links, im karierten Hemd) in den Grundschulklassen 1 – 5 der Kristina Academy. Er bereichert den Unterricht durch Zeichenstunden. Sie finden abwechselnd unter den Bäumen (wir brauchen dringend einen großen Raum für solche Aktivitäten, auch für Musik) oder draußen im Busch statt. John erklärt die Bäume, die Farben, die Kinder waren anfangs nicht fähig, Farben zu Gegenständen zuzuordnen. John ist ein Glücksfall für die Kinder, er kann weise mit ihnen umgehen.

Und so hat er es tatsächlich geschafft, mit einer großen Gruppe an einem Malwettbewerb in Mombasa teilzunehmen. Das gleiche wird in Kürze wiederholt, denn wir haben ja einen Schulbus! John wird mit 29 Kindern erneut nach Mombasa fahren, an einem weiteren Malwettbewerb teilnehmen.
Alle Kinder wollen mit, sie malen inzwischen wunderschön, und in Mombasa treffen sie Kinder aus anderen Schulen Mombasas.

DIE ENTSTEHENDEN KOSTEN
Von Kosten einsparen durch den Bus ist noch nichts zu merken, alle Lehrkräfte wurden durch den Bus und das, was nun endlich damit möglich ist, wach, und haben viele Ideen.
Darf ich Ihnen die Gesamtkosten für die Teilnahme in Nakuru nennen? Benzin, Unterkunft und Essen, Teilnahmegebühren, Kleidung der Kinder, wir landen bei etwa 1,200 Euro. Genaue Abrechnung ist nach der Rückkehr der kleinen Künstler. Dies wird bezahlt aus freien Spenden. Teilnahme der anderen kleinen Künstler in Mombasa wird uns ca. 300 Euro kosten, auch dies begleichen freie Spenden.

DIE WAISENKINDER-WORKSHOPS
Unsere Waisenkinder-Workshops oder Secondary-Workshops müssen leider in Zukunft ohne Präsenz aus Deutschland stattfinden. Ich muss es endlich lernen. Die staatlichen Schulen waren erneut 3 Wochen geschlossen, dafür hängen sie jetzt 1 Woche Unterricht in den Ferien an. Ich kann also nicht wie geplant 14 Tage Gymnasiasten auf unserem Schulgelände haben und betreuen (und dies wäre so nötig), denn auch sie kommen erst am 17. August zurück. Die Workshops beginnen am 12. August, dauern 2 Wochen, nur einen Tag später fliegt die Reisegruppe aus Deutschland ein.

Wir werden nun eine Woche Workshops mit Kristina Kindern machen und danach eine Woche mit den Gymnasiasten. Wir hatten voriges Jahr schon große Probleme, dieses Jahr erneut, ich werde also wenn überhaupt nur noch mit kenianischem Lehrpersonal planen, die von einem Tag zum anderen zur Verfügung stehen. Mit lieben Gästen aus Deutschland geht das nicht mehr, so traurig das auch für mich ist. Denn sie buchen Monate im Voraus – und das Schulministerium in Kenia ändert nach Belieben.

BAULICHKEITEN AUF DEM SCHULGELÄNDE
Ich hoffe, Sie in Deutschland freuen sich genau so wie wir hier in Kenia über den unaufhaltsamen Aufstieg unserer Waisenkinderschule Kristina Academy. Am 6.8. treffe ich mich erneut mit einem Bauunternehmer, dann möchte ich dessen mir vorliegenden Kostenvoranschlag detaillierter haben, und nach Abflug der Reisegruppe werden die Bauarbeiten beginnen. Wir brauchen mindestens 3 neue schöne Klassenräume im 1. Stock, das kann unser lokaler Handwerker nicht mehr machen (d.h. er meint schon dass er das problemlos kann, aber ich muss hier sicher gehen).
Es kommen geschätzte 40 – 50,000 Euro Baukosten auf uns zu, Stockwerkbauen ist teurer, das Material entsetzlich teuer, und der Unternehmer aus Mombasa wesentlich teurer als Saidi unser Maurer. Dennoch, ich sehe hier keine andere Möglichkeit. Das große Glück das auch noch bei Kristina eingetreten ist ein studierter Innenarchitekt, der 15 Jahre Schreinererfahrung bei Likoni Furniture hat (gehört zu Bombolulu handicapped project). Er hat wegen der für ihn nicht mehr vertretbaren Korruption bei Likoni Furniture gekündigt und versucht Boden unter seinen nun freien Füßen zu bekommen. Seine gegebenen Preise z.B. für Tische und Stühle bei Kristina (keine Pulte, sondern wie in deutschen Klassenzimmern Tisch und Stuhl) sind weit unter den Preisen, die ich bisher zahlen musste. Auch wenn sich das im Laufe der Zeit ändern wird, ich bestelle nun was wir für das ganze nächste Jahr brauchen, damit wir von seinem günstigen Einstiegsangebot profitieren.
Liebe Spenderinnen, die Sie in den letzten Wochen Geld für Schulbänke angewiesen haben: Sie werden vor Ort, wenn Sie wieder kommen, sich über die gute Qualität der gespendeten Schulbänke freuen!

DAS ESSEN – HIER DAS FRÜHSTÜCK: DER UJI
Es tat uns hier in Tiwi weh zu akzeptieren, dass wir keine Möglichkeit fanden, den Kindern während der Lehrerstreiks Frühstück zu geben. Wir haben die Gelder hierfür auf unserem Vereinskonto. Denn edle Spender lassen es nicht zu, dass die Schulkinder z.B. an der Tiwi Primary School Mapriva auch nur einen Schultag kein Frühstück erhalten. Dort sind ca. 700 Kinder gemeldet, und alle bekommen seit Beginn 2008 täglich Frühstück.

Als ich vor Beginn des neuen Schuljahres 2013 etwas zauderte, bei den hohen Ausgaben für diesen Projektteil gleich alle Schülerinnen und Schüler der Tiwi Primary das Frühstück zu geben, traf mich die sofortige Nachricht von Familie Dr. Nickl: „Alle Kinder bekommen das Frühstück. Nicht nur die Kleinen haben Hunger, auch die älteren Schulkinder Hier wird nicht gespart“.
Und so freuten sich denn auch im Jahre 2013 wieder alle 700 Kinder über ihren Uji. Bis zum neu ausgerufenen Ende des 2. Semesters werden sie alle frühstücken, in Tiwi Primary, in Kirudi, und natürlich in den Privatschulen Tiwi Redeemed Academy, Kristina Academy, Brightstars. Und auch im 3. Semester. Es ist eine ganz große Unterstützung aus Deutschland da für dieses morgendliche Frühstück, und es ist eine ganz straffe Organisation hier in Tiwi, beides gehört zusammen, damit Asante e.V. das weiterhin durchführen kann, bei unseren wenigen MitarbeiterInnen in der Administration in Tiwi für die Durchführung unserer großen Hilfsmaßnahmen.

CHUGOR PRIMARY SCHOOL
Chugor bekommt seit 2013 keinen Uji mehr. Ein Grund hierfür ist, dass jegliche Kommunikation fehlt. Der andere Grund liegt darin, dass vor der Wahl sowohl leichte Unruhen als auch Regen den Einkauf im 4 Stunden entfernt liegenden Eldoret unmöglich machten. Die gute Nachricht die ich erhielt ist, dass Safaricom – der nationale Netzanbieter – sein Netz in dieser Region erweitert. Wann immer das fertiggestellt sein wird wissen nicht, aber dann können wir endlich kommunizieren. Chugor wartet auf Asante e.V., sie brauchen uns, in so vieler Hinsicht.
Mein Besuch in Chugor ist mit Mark Bowen im September, nach Abreise der Reisegruppe, geplant. Ich hoffe, wir können ihn durchführen, Mark und ich freuen uns darauf.
Der SoroptimistClub Stuttgart hatte Ende Juni 2013 eine Benefiz-Gala, ich konnte daran teilnehmen. Es war ein sehr festlicher Abend. Nach Abschluss des Theaterstückes „Happy“ von Dorris Dörrie konnte ich im Foyer des Theaters „Die Rampe“ Asante e.V. mit all seinen Projekten, und hier vorrangig Chugor vorstellen. Es war ein großer Erfolg für Chugor, die Trinkwasser-versorgung ist in der 1. Phase nun gesichert. Das soll im September veranlasst werden.
Dank unermüdlicher Aktionen einer lieben Freundin aus dem Soroptimist Club Coburg, Frau Dr. Meisinger, haben sich inzwischen etliche der Soroptimist Clubs in Deutschland zusammengetan und unterstützen gemeinsam das Wasserprojekt für Chugor. Es ist bewundernswert.

Was in Chugor weiterhin gemacht werden muss ist die Fertigstellung des 3. Internatsgebäudes. Kräftig gearbeitet wurde hieran, wie Mark Bowen mir sagt. Doch für die Fertigstellung wartet Chugor auf unsere zweite Überweisung. Auch hier ist Familie Dr. Nickl ein Motor, mit viel Verständnis für die auftretenden Verzögerungen.

TIWI – CHUGOR
Asante e.V. hat seine Hilfsmaßnahmen also in den Nordwesten Kenias getragen, in eine weit entfernt liegende, schwer erreichbare Region. Seien Sie versichert, dass eingehende Spenden für Chugor ausschließlich dafür verwendet werden – es ist leicht das nachzuvollziehen. Wasser und Internat, und mit Glück für inzwischen 1000 Schulkinder irgendwann wieder Uji.

Tiwi ist Entwicklungsland in Sachen Schulausbildung – das muss ich hier arbeiten und dabei häufig schmerzhafte Erfahrungen akzeptieren. Die Schulausbildung in der Provinz Mombasa und hier Kwale steht am Ende der Liste Schulausbildung in Kenia. Hier muss ich arbeiten, von alleine geschieht nichts. Anders in Chugor. Diese Region Marakwet steht ganz am Anfang der Liste guter Schulausbildung in Kenia. Hier arbeiten Lehrkräfte in einer Region abseits und unerreichbar und bringen ihre anvertrauten Schulkinder zu Höchstleistungen, was am Jahresbeginn in der lokalen Presse genau nachverfolgt werden kann. Lehrerstreiks? An der Küste ja, in Marakwet nein, da arbeiten die Lehrer. Hier ist meine Arbeit überflüssig. Die wird von den Lehrkräften besser durchgeführt als ich das könnte. Doch die sanitären, hygienischen Verhältnisse sind unbeschreiblich, und dennoch schützt diese Schule viele Mädchen durch Internatsunterbringung vor der Beschneidung – das sehe ich als Hilfsmaßnahme des Vereins Asante e.V.

Liebe Grüße aus Tiwi,
freuen Sie sich, so wie wir uns hier freuen, über das, was wir gemeinsam für so viele Kinder verändern können

Ihre / Eure
Christine Rottland