Erfahrungsberichte von Marjatta Janisz und Alena Lipka


Unsere Freiwilligenarbeit in der Kristina Akademie vom 23.01. bis zum 02.04.2015

Erfahrungsbericht von Marjatta Janisz

Zu aller erst möchte ich ein großes Dankeschön an alle Mitglieder von Kristina aussprechen! Meine Zeit als Freiwillige in dieser Schule war für mich sehr bereichernd und ich konnte wahnsinnig viel lernen!

Die Arbeitsbereiche in welchen wir tätig sein konnten waren sehr vielseitig: Von den kleinsten Kindern in der Krabbelgruppe bis zu den ältesten Kindern in der siebten Klasse konnten wir einen intensiven Einblick bekommen.

Zuerst galt es, die verschiedenen Klassen und das Programm im Kindergarten- und Schulalltag kennen zu lernen. Schnell stand fest, dass wir im Musikalischen und Künstlerisch-Kreativen mit den Kindern arbeiten werden.

In den Krabbelgruppen haben wir uns um die Neugestaltung der Räumlichkeiten und um die Hygiene gekümmert. Es war gar nicht so leicht, den Betreuerinnen zu vermitteln, was wir unter hygienischen Verhältnissen verstehen, wie z.B., dass die Innenseite der Kinder-T-Shirts nicht zum Nase schnäuzen verwendet wird. Auch in der Raumpflege (inklusive Reinigung der Töpfchen) war es ein Prozess ihnen die Wichtigkeit des regelmäßigen Putzens klar zu machen. Diesen Standart ist natürlich keine der Frauen von zu hause gewohnt.

Bei der Inneneinrichtung und -gestaltung haben wir uns bemüht, ein gemütliches und geborgenes Raumklima für die Kinder herzustellen. Auch bei dieser Arbeit war es nicht einfach, den Bauarbeitern unsere Vorstellungen deutlich zu machen, sodass wir schlussendlich vom Streichen bis zum Bodenlegen die Arbeit selbst in die Hand genommen haben.

In den vier Kindergartenklassen (inklusive Babyclass) haben wir mit den Kindern gemalt. Wir wollten den Kindern einen Freiraum für ihre Kreativität geben, da sie schon so früh im intellektuellen Lernen drin sind: Ab dem dritten Lebensjahr lernen sie Buchstaben und Zahlen und können schon vor der Schule Lesen, Schreiben und Rechnen.

DSCN0223Wir besorgten Wassermalfarben, Pinsel und Papier. Zunächst konnten die Kinder die verschiedenen Farben kennenlernen und durften auch mal frei, ohne genaue Vorschriften, loslegen zu malen. Es war eine ganz neue Erfahrung für die Kinder mit solchen Farben zu arbeiten, da sie vorher nur mit Bleistiften oder dünnen Holzstiften gezeichnet hatten. Je nach Aufgabe haben wir ihnen eine kurze Einleitung gegeben, wobei uns die Kindergärtnerinnen in der Übersetzung halfen. Es gab große Unterschiede zwischen den einzelnen Kindern, wie sie mit der neuen Malweise umgingen. Einige waren sehr unsicher und benötigten recht viel Hilfe, während andere sehr selbstständig und selbstsicher ans Werk gingen. Die meisten waren begeistert dabei und freuten sich jedes Mal wenn wir wieder mit ihnen malten.

Auch wenn es häufig sehr anstrengend war, machte es mir viel Freude die Kinder beim Malen so begeistert zu sehen! Es entstanden viele schöne und farbenfrohe Bilder.

Ein weiterer Aufgabenbereich war der Musikunterricht in den Klassen eins bis drei. Es ging vor allem darum, den Schülern zwischen dem vielen Pauken einen Freiraum durch die Musik und das Singen zu ermöglichen. Alena und ich waren immer zu zweit im Unterricht, wobei abwechselnd eine von uns das Unterrichten übernahm, während die andere unterstützend mittat. Ich hatte die beiden zweiten Klassen im Unterricht. Nach einigen Aufwärm-, Einsing- und Rhythmusübungen ging es an das erlernen von verschiedenen (hauptsächlich englischen) Liedern. Da die Schüler sehr unterschiedliche musikalische Begabungen und auch Bereitschaft zum Mitsingen hatten, fiel es mir gar nicht so leicht, allen das richtige Maß an Aufmerksamkeit zu schenken und jeden einzelnen angemessen zu fordern. Einige erlebten den Musikunterricht als kleine „Auszeit“ zwischen den regulären Schulstunden und waren deshalb recht laut und lebhaft. Es benötigte viel Einsatz um schließlich konzentriert mit den Kindern arbeiten zu können. Andererseits war ich oft überrascht, wie schnell und gut viele von ihnen neue Melodien und Texte aufgreifen konnten. Wir erarbeiten einige Lieder mit den Schülern und es war eine große Freude sie immer wieder, in den Pausen oder beim Warten auf den Schulbus, die Lieder summen und singen zu hören!

Gerne hätten wir auch als Abschluss ein anspruchsvolleres Lied mit mehreren Klassen einstudiert, was aber wegen der intensiven Vorbereitung auf die Examen nicht mehr möglich war.

Mit einem Mädchen der zweiten Klasse arbeitete ich auch im Therapeutischen. Sie ist nicht in der Lage ohne Stützen und Gehhilfe selbstständig zu stehen oder zu laufen, weshalb sie zweimal wöchentlich mit einem Therapeuten Übungen zur Stabilisierung der Muskeln macht. Um aber bessere Fortschritte  machen zu können, bräuchte sie tägliche Übungszeiten. Ich war schockiert zu hören, dass ihre eigenen Eltern nicht bereit sind, zu hause mit ihr zu arbeiten. Deshalb habe ich so oft es möglich war, die Übungen  mit ihr gemacht. Auch als es darum ging neue Beinschienen für sie anfertigen zu lassen, konnte ich kaum glauben, dass statt der versprochenen einen Woche Anfertigungszeit, nach über vier Wochen die Schienen noch nicht fertig waren. So musste ich abreisen und konnte sie in diesem Prozess nicht mehr, wie geplant, weiter begleiten.

An anderer Stelle ging es darum, einem Mädchen mit geistiger Behinderung aus dem Kindergarten Sprachtherapie zu geben. Ich sollte sie für den Anfang zur Therapie nach Mombasa begleiten, um ein Feedback über die Maßnahme an Christine geben zu können. Was ich dort gesehen habe, kann man in deutschem oder europäischem Sinne nicht als Therapie bezeichnen, es waren aber im weiteren Umkreis von Tiwi keine anderen Möglichkeiten zu finden. In Situationen dieser Art war ich traurig, dass ich nicht mehr Wissen und Zeit hatte, um besser helfen zu können.

Für den zweiten Monat in der Kristina Akademie haben wir die Klassen vier bis sieben im Deutschunterricht übernommen, da der Deutschlehrer aufhörte.

Ich hatte die fünfte und siebte Klasse. Da die Zeit bis zu den Examen sehr kurz war und wir auch eine Klausur in Deutsch vorbereiten sollten, mussten wir das Programm für den Deutschunterricht auf ein Minimum beschränken. Durch leichte Aufgaben wie Vorstellung, Hobbies und kurze Dialoge, versuchte ich die Deutschkenntnisse der einzelnen Schüler in Erfahrung zu bringen. Die Unterschiede waren so groß, dass es sehr schwer war, ein, für alle angemessenes Examen zu entwerfen.

Im Deutschunterricht war ich erstaunt, wie unsicher und schüchtern viele Schüler waren, sobald sie sich mit einer Antwort nicht ganz sicher waren. Es war teilweise fast unmöglich sie zum Reden zu bewegen, auch wenn man ihnen klar machte, dass sie Fehler machen dürfen und sie dann problemlos verbessert werden können.

Immer wieder in verschiedensten Unterrichten war ich verblüfft, wie lernbegierig und engagiert viele Kinder ans Werk gingen. Zum Beispiel die hohe Selbstdisziplin, ohne Aufsicht eines Lehrers, selbstständig im Klassenzimmer zu arbeiten, ist für Schüler in diesem Alter an deutschen Schulen fast unvorstellbar.

Insgesamt finde ich sehr besonders, wie viel Freude die Schüler in der Kristina Akademie am Lernen haben und wie gerne sie tagtäglich in die Schule gehen. Dabei spielen bestimmt das schöne und saubere Schulgrundstück und der gute zwischenmenschliche Umgang, sowohl unter den Schülern als auch zwischen Lehrern und Schülern, eine große Rolle.

Ich hatte oft den Eindruck, dass die Kinder, sobald sie morgens das Schulgelände erreichen, wie in eine andere Welt schlüpfen, die ihnen Hoffnung auf eine bessere Zukunft ermöglicht.

Neben dem Unterricht mit den Schülern hatte ich auch viele besondere Gespräche und Momente mit Kindern, Lehrern und anderen Mitarbeitern von Kristina, worüber ich sehr glücklich und dankbar bin! Es war wirklich besonders, wie offenherzig und freundlich wir dort aufgenommen wurden!

Ich kann mir gut vorstellen, in Zukunft noch einmal bei Asante e.V. mitzuwirken und hoffe, dass ich mit weiterer Ausbildung noch mehr helfen und bewirken kann!

Erfahrungsbericht von Alena Lipka

Es fällt mir nicht leicht in Worte zu fassen, was ich die zweieinhalb Monate in Kenia in der Kristina Akademie erleben durfte. Es war eine wundervolle Zeit und ich bin ausgesprochen dankbar für Alles was ich aus dieser Zeit mitnehmen konnte. Schon jetzt erscheint mir das Ganze mehr wie ein Traum als Realität, doch ich weiß dass es wahr ist. Es gibt dieses Land, es gibt diese Menschen, es gibt diese Schule und es gibt diese Kinder. Ich war selbst dort.

Ich habe das Schulleben in der Kristina Akademie immer ein wenig als eigene Welt empfunden. Das wunderschöne Schulgrundstück umschlossen von Mauern bietet den Kindern Geborgenheit, Sicherheit und die Möglichkeit einfach Kind sein zu dürfen, glücklich zu sein. Und das sind sie die Kinder von Kristina, sie sind glücklich. Ich habe selten ein so einfaches, wahres Glück gesehen. Meine Anfangsskepsis dem kenianischen Schulsystem gegenüber, was bedeutet dass die Kinder in einem Alter von drei Jahren bereits richtig unterrichtet werden und dass die Kinder ab der ersten Klasse den kompletten Tag (07:30 – 17:30Uhr) in der Schule verbringen und insgesamt eigentlich nur auf das Endexamergebnis  eines jeden Kindes geschaut wird, habe ich bezogen auf die Kristina Akademie schnell abgelegt, denn die Kinder strahlen das Glück und die Freude auf dieser Schule sein zu können so deutlich aus, dass ich mir gedacht habe es kann gar nicht schlecht sein. Zu akzeptieren dass nicht alles so sein kann wie in Deutschland gehört in einem anderen Land dazu. Zudem hat die Kristina Akademie viele Programmpunkte, welche andere Schulen in Kenia nicht aufweisen können, wie den Deutsch-Kunst-und Musikunterricht und es gibt jeden Tag Freizeit zum Spielen und zur sportlichen Auslastung. Hierbei war es für mich eine große Freude zu sehen, wie Schüler und Lehrer gemeinsam oder auch gegeneinander z.B. um die beste Ballführung beim Fußball oder einen guten Korbwurf im Netzball gekämpft haben. Die Motivation der Lehrer war oft nicht notwendig, da die Kinder selbst eine große Freude an ihren Spielen haben, doch sie war dennoch jeden Tag vorhanden, was die allgemeine Stimmung noch zusätzlich angeheizt und lebendiger gemacht hat.

Ich habe viel gelernt in den zweieinhalb Monaten. Mir wurde viel Freiraum gelassen. Ich konnte/sollte mir selbstständig meine Arbeitsbereiche so einrichten, dass es für mich gepasst hat. Meine persönliche Meinung war in vielen unterschiedlichen Dingen gefragt, wurde immer angehört und aufgenommen. Es war nicht immer leicht das zu vermitteln was ich mir vorstellte, denn in vielerlei Hinsicht haben die Kenianer schon eine andere Sichtweise auf die Dinge. Doch es hat sich jeder bemüht den anderen zu verstehen, so konnte ich letztendlich meistens schon in etwa erreichen was ich wollte.

Das unglaublich schöne an der Arbeit in der Kristina Akademie war, dass das Augenmerk aller ganz auf die Kinder gerichtet ist oder vielleicht sollte ich sagen, dass Christine Rottland versucht jedem klar zu machen, dass es in dieser Schule ausschließlich um die Kinder geht.

Da Schüler und Lehrer von Montag bis Freitag den ganzen Tag und Samstags bis Mittag alle gemeinsam in der Schule verbringen war es für mich in gewisser Weise ein Familienleben welches dort von allen Mitarbeitern und den Kindern gelebt wird. Eine riesige Familie, in welche wir als Freiwillige freudig aufgenommen wurden. An dieser Stelle möchte ich doch einmal erwähnen, dass ohne „Mama Christina“, wie sie dort passenderweise von allen genannt wird, die Schule nicht das wäre was sie heute ist. Viele werden bei dem Namen Christine Rottland hauptsächlich an die Gründung von dem Engelprojekt und der Kristina Akademie denken, durch meine Freiwilligenarbeit durfte ich auch ein wenig erfahren was es bedeutet solche Projekte zu erhalten und zu verbessern. Mich hat diese Arbeit von Christine sehr beeindruckt und motiviert auch selbst mein Bestes zu tun, um in der kurzen Zeit meines dabei sein zu geben was ich zu geben hatte.

Ich habe alles und noch viel mehr von dem was ich gegeben habe wieder zurück bekommen. Es sind die Kinder, welche mir Glück und Liebe in so einfacher und doch intensiver Weise geschenkt haben, dass ich unbedingt wieder einmal einen Besuch in der Kristina Akademie machen möchte.

Danke an Alle die versuchen diese Insel für Kinder in einem Land wie Kenia zu bewahren!